© hc consulting AG 12.2024

Niedrigzinsen als Beitragstreiber der privaten Krankenversicherung

Ein wesentlicher Bestandteil der Beiträge einer privaten Krankenversicherung PKV sind die Altersrückstellungen (Alterungsrückstellungen). Diese bestehen nicht nur aus dem im Versicherungsschein einzeln ausgewiesenen gesetzlichen Zuschlag in Höhe von 10 % des Beitrages, sondern auch aus den klassischen Altersrückstellungen im jeweiligen Tarifbeitrag mit gut 25 % des Beitrages. 36 % aller PKV-Einnahmen fließen in die Altersrückstellungen. Der gesetzliche Zuschlag wird nur bis zum 60. Lebensjahr gebildet, Kinder bilden keine Altersrückstellungen. Insofern liegt der Anteil der Rückstellungen für die Nachhaltigkeitsreserve bei Erwachsenen bis 60 Jahre über 36 % des PKV-Beitrages. In 2020 kletterten die gesamten Altersrückstellungen um 14 Milliarden EURO auf insgesamt 288 Milliarden EURO.

Da auch PKV-Versicherte jedes Jahr älter werden und schon alleine deshalb die Ausgaben für die Krankheitskosten stetig ansteigen, werden zum Ausgleich die oben beschriebenen Altersrückstellungen gebildet. Eine PKV wird also nicht durch das Älterwerden der Versicherten teurer, eine Vergreisung von einzelnen Tarifen gibt es nicht. Es werden mit diesem Kalkulationsprinzip keine Lasten in die Zukunft verschoben. Jeder einzelne PKV-Versicherte und nachfolgende Generationen profitieren von den bereits gebildeten Rückstellungen, der demografische Wandel hin zu mehr Alten und weniger Jungen ist bereits finanziert.

Allerdings sind bei der gesamten langfristigen Kalkulation der PKV Zinseinnahmen für die Alterungsrückstellungen einkalkuliert. Obwohl der Leitzins der Europäischen Zentralbank EZB seit fünf Jahren bei Null liegt, erwirtschafteten die PKV-Unternehmen immer noch eine Nettorendite von fast 3 % p.a. In der Vergangenheit war das mehr. Da das Geld der PKV-Kunden auch z.B. in Immobilien, Infrastrukturprojekte und die Energiewende investiert wird, werden die Zinsen wohl nicht komplett auf 0 % fallen. Aber die Zinsen werden weiter sinken. Dabei sieht die strenge PKV-Kalkulationsverordnung vor, dass fehlende Zinseinnahmen als Finanzierungslücke nicht in die Zukunft verschoben werden dürfen, sondern heute und sofort durch höhere PKV-Beiträge der Kunden finanziert werden müssen. Ein großer Teil der PKV-Beitragserhöhungen der letzten Jahre geht bereits auf das Konto der Niedrigzinsen. Solide finanziert aber heute unter Umständen schmerzhaft.

Deshalb ist neben Beitragsanpassungen für höhere Kosten im Gesundheitswesen speziell in der privaten Krankenversicherung mit systemspezifischen Beitragserhöhungen durch die fallenden Zinsen zu rechnen. Einen Ausgleich kann die PKV-Tarifoptimierung mit Tarifwechsel gem. § 204 VVG bieten. Beim PKV-Tarifwechsel sind viele wichtige Punkte zu berücksichtigen. Zahlt man zum Beispiel 100 EURO im Monat weniger, so fehlen vielleicht 36 EURO an Altersrückstellungen im Rentenalter usw. usw.

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